Frontbriefe
Träumerei
george peter j. | 22. Mai 15
Ich erwache und stehe an einem Marktstand in einem kleinen Ort mit Gassen, Fachwerk, von Herbstlicht durchflutet. Menschengewirr neben mir und dann. Mein Blick bleibt hängen. Da stehst Du. Das aller erste Mal, dass ich Dein Gesicht direkt vor mir sehe. In diesem Moment meine ich einen Ausbruch an Gefühlen, überschwänglicher Freude, Lachen, Springen, Tanzen, erwarten zu müssen. Nichts.
Wir sehen uns an. Du lächelst und schaust kurz weg nur um gleich wieder rüberzuschauen und noch verschmitzter zu lächeln. Ich tue es dir gleich. Wie Figuren aus deinen Büchern schlendern wir scheinbar zufällig auf einander zu. Ich berühre beiläufig deine Hand. Wir drehen uns und stehen uns nun vis a vis gegenüber. "Kennen wir uns?" frage ich. "Nicht dass ich wüsste." antwortest Du.
"Na dann." sage ich und küsse Dich ohne ein weiteres Wort abzuwarten. So stehen wir eine gefühlte Ewigkeit, bis ein Händler mich am Ärmel zieht. "Ihre Ware! Macht 3,60." Völlig verwirrt ziehe ich ohne Zögern mein ganzes Geld aus der Tasche. Es passt auf den Cent genau. Ich sehe mich um. Du bist weg. Ich erwache.

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